The Rodin Project

Russell Maliphant / Sadler’s Wells London | Grossbritannien


Die Balance zwischen Körperlichkeit und Schwerelosigkeit im Werk von Auguste Rodin inspirierte den britischen Choreografen Russell Maliphant zu seinem aktuellen Stück. Um die Energie und Emotionen von Rodins Arbeiten zu erfassen, schuf er einen zweiteiligen Abend: Den ersten Teil widmet er Rodins Aquarellen, im zweiten Teil bezieht er sich auf Rodins Skulpturen. Maliphant bedient sich dabei klassischer Tanzstile, wie auch zeitgenössischer Formen von Hip- Hop, Body-Popping, Locking und anderen. In Zusammenarbeit mit Tänzerinnen und Tänzern dieser Disziplinen gelingt ihm ein 360° Blick aus verschiedenen ästhetischen, historischen und stilistischen Perspektiven auf den Tanz und das Werk Auguste Rodins.

«Das Höllentor» ist ein gewaltiges Bronzeportal, das Auguste Rodin nach dem «Inferno» aus Dantes «Divina Commedia» für das Musée des Arts Décoratifs in Paris entwerfen sollte. 37 Jahre lang arbeitete er an diesem Projekt, doch seine Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Etliche Figuren des Portals erleiden die bei Dante beschriebenen Höllenqualen, krümmen sich, stürzen in Abgründe und bilden in ihrer Gesamtheit regelrechte Bewegungsstrudel – eine Dynamik, die von den TänzerInnen in «The Rodin Project» aufgenommen und übersetzt wird, indem sie auf atemberaubende Weise eine Bühnenlandschaft aus geometrischen Figuren und Wänden erklimmen.

Russell Maliphant arbeitet mit verschiedenen Stilen und Bewegungstechniken. Nach seiner Ausbildung als klassischer Tänzer beschäftigte er sich mit Disziplinen wie Contact Improvisation, Akrobatik, Yoga und Kampfkunst-Arten wie Tai Chi und Chi Gong oder der brasilianischen Capoeira und entwickelte aus all diesen Einflüssen seine eigene Tanzsprache. Für «The Rodin Project» kamen noch weitere neue Formen hinzu. Zunächst scheint es verwunderlich, warum gerade die aus der heutigen urbanen Subkultur stammenden Tanz-Gattungen die richtigen Ausdrucksformen für einen Rodin-Abend liefern sollen.

Maliphant selbst erläutert dazu, was aus seiner Sicht den Streetdance mit den Kunstwerken des französischen Bildhauers verbindet: «... das Gespür für die Schwerkraft, das Einfrieren von Bewegung und die Bewegungswellen. Und es gibt noch andere Elemente im Hip-Hop, die für mich einen Sinn ergeben, wie Positionen, die am Boden eingenommen werden, und Drehungen, die durch den ganzen Körper gehen. Ich entdecke da eine komplett neue Sprache.»


Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch statt. 
 

Choreografie: Russell Maliphant | Mit: Tommy Franzen, Thomasin Gülgeç, Dickson Mbi, Ella Mesma, Carys Staton, Jenny White | Lichtdesign: Michael Hulls | Komposition: Alexander Zekke | Bühne: Es Devlin & Bronia Housman gemeinsam mit Russell Maliphant | Kostüme: Stevie Stewart | Produktion: Sadler’s Wells London und Russell Maliphant ///  Koproduktion: Théâtre National de Chaillot, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, and The Joyce Theater New York Supported by Arts Council England
Das Gastspiel wird unterstützt von der L. + Th. La Roche-Stiftung

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