Medienmitteilung – Schlussbericht
Basel, 8. September 2012
288 Stunden wahres Leben war nicht zuviel versprochen: der Neustart des
Theaterfestival Basel ist gelungen!
„How to explain puppetry? Diese ganz einfache Frage der grandiosen Puppe des
Blind Summit Theatre gilt auch für Theater, Tanz, alle Arten verrückter theatraler
Aktionen – und für das Leben. Mit Theater kann man Gemeinschaft stiften und wir
sind überwältigt vom Festivalpublikum aus Basel, aus der Region und dem Ausland.
Wir wurden getragen von der Begeisterung, Konzentration, Nachdenklichkeit und
dem Lachen der ZuschauerInnen. Wir haben tiefe und ausführliche Gespräche erlebt
– die FestivalmacherInnen und –besucherInnen haben viel Zeit mit Kunst verbracht.
Unser Dank gilt allen Menschen vor, auf und hinter der Bühne. Das Fest der
gegenseitigen Wahrnehmung, des Gesprächs, Feierns hat sich eingestellt – und das
ist ein Geschenk an alle. Damit gehen wir zuversichtlich in die Planung des nächsten
Theaterfestivals 2014.“
(Carena Schlewitt, künstlerische Leitung)
Gezeigt wurden 18 verschiedene zeitgenössische Tanz- und Theaterproduktionen an
zwölf Tagen. In der Kaserne Basel, im Theater Roxy Birsfelden, im Grossen Haus
des Theater Basel, im Schauspielhaus, im jungen theater basel und in der Turnhalle
Klingental waren 179 KünstlerInnen aus zwölf Ländern zu Gast. Insgesamt gab es 49
Vorstellungen, für 37 Vorstellungen wurde Eintritt erhoben, knapp die Hälfte davon
war vollständig ausverkauft, für 12 Veranstaltungen war der Eintritt frei. Das
Theaterfestival hatte etwa 7.500 BesucherInnen. Die 6.000 verkauften Tickets
entsprechen einer Auslastung von 84% und damit kann das Theaterfestival Basel
eine positive Bilanz ziehen.
Am ersten Wochenende betrug die durchschnittliche Niederschlagsmenge 16,2 mm,
am zweiten Wochenende betrug die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur 25
Grad. Auf dem Kasernenareal haben Studierende des Instituts für Innenarchitektur
und Szenografie aus 2800 Harassen und rund 2,5 km Latten ein Festivalzentrum mit
Sitzgelegenheiten, Tischen und Signaletik gebaut. Aus 1,5 km Latten wurden 300
Hocker hergestellt, die während des Festivals vom Publikum gebaut wurden und
reissenden Absatz fanden.
Theater
Die Eröffnungsproduktion von der Compagnie 111 „Sans objet“ wurde an vier
Abenden hintereinander in der Reithalle der Kaserne Basel gezeigt und zog ein
Publikum aller Altersklassen an. Die drei Abende von Gob Squad & CAMPO mit
„Before Your Very Eyes“ waren ebenso wie die vier Vorstellungen von Far A Day
Cage mit „Urwald“ schon kurz nach Beginn des Vorverkaufs ausverkauft. Sarah
Thom von Gob Squad hat workshops für zwei Schulklassen angeboten, die die
Schüler ebenso begeisterten wie die anschliessenden Vorstellungsbesuche. Jan
Klatas „Ein Stück über Mutter und Vaterland“ ist mit grossem Interesse
aufgenommen worden, was sich nicht zuletzt beim Publikumsgespräch zeigte. Mehr
als die Hälfte der Zuschauer ist dageblieben, um nach der Vorstellung mit Jan Klata
zu diskutieren. Die Faszination, die von dem eindrücklichen Monolog in „Mission“ von
Raven Ruëll/KVS ausgeht, hatte sich schnell rumgesprochen und die Enttäuschung
war gross, dass es aus terminlichen Gründen nur eine einzige Vorstellung geben
konnte. Die Performances der Ägypterin Laila Soliman mit „No Time for Art“, der
Serbin Sanja Mitrovic mit „Crash Course Chit Chat“ und des Südafrikaners Brett
Bailey mit „medEia“ forderten mit ihren verschiedenen künstlerischen Traditionen und
Formen die gewohnten Sichtweisen und Vorurteile zu hinterfragen. Die
Abschlussproduktionen „The Sound of Silence“ von Alvis Hermanis, als Fortsetzung
des bereits an der Kaserne Basel gezeigten Stückes „Long Life“, hat das Publikum in
den Bann gezogen, ebenso wie das Puppenspiel „The Table“ von Blind Summit
Theatre. Die Vorstellungen beider Produktionen waren restlos ausverkauft.
Tanz/Performance
Nicht zuletzt ist es den Tanz- und Performance Produktionen gelungen, die Illusion
aufzubrechen, es gäbe so etwas wie eine eindeutige künstlerische Sprache, die die
Stücke dieses Festivals gemeinsam haben. Gesprochene, getanzte, gesungene,
gestische Sprachen wurden vom Publikum verstanden, weil es sich ohne Wenn und
Aber auf Situation, Kontext, Individualität aller Beteiligten und sonstige Parameter
des Eigensinns eingelassen hat. Der Bogen war gespannt von dem jungen und nur
einem kleinen Publikum bekannten Daniel Linehan, der im jungen theater basel mit
seiner Performance „Montage for Three & Not About Everything“ überzeugte, bis hin
zu dem gefeierten Star Russell Maliphant, der mit seiner neuesten Produktion „The
Rodin Project“ das Grosse Haus des Theater Basel beinahe gefüllt hat. Ausserdem
konnte Helena Waldmann mit „revolver besorgen“ ihr Publikum zu
Begeisterungsstürmen hinreissen und Lisbeth Gruwez mit „It’s going to get worse
and worse and worse, my friend“ einen bizarren Ausblick auf den bevorstehenden
amerikanischen Wahlkampf bieten. Die choreografische Arbeit „Nowhere and
Everywhere at the Same Time“ der Forsythe Company in der Turnhalle Klingental
erforschte mit seinem abstrakten Wald aus 168 Pendeln das kinetische und
metaphorische Potenzial jener beiden Landschaften und erzeugte auch Entspannung
und Erholung vom Festival-Fieber.

Stadtaktionen
Aufgrund widriger Wetterbedingungen am ersten Wochenende mussten drei
Performances von Willi Dorners „above under inbetween“ abgesagt werden. Am
Sonntag, den 2. September schien endlich die Sonne, so dass die geplanten
Vorstellungen stattfinden konnten. Das Publikum hat es gedankt und kam zahlreich.
Noriyuki Kiguchi hingegen hatte seinen Kasernendurchbruch ohnehin erst für den
Sonntag geplant und hat seine Harrassen-Schlangen mit der engagierten Hilfe von
Passanten und Besuchern durch den Kopfbau manövriert. Fotos zeugen von der
ausgelassenen Stimmung!
Der ägyptische Streetartist Ganzeer konnte wegen Visa Problemen nicht zum
Theaterfestival Basel kommen. Obwohl er ein international bekannter Künstler ist,
war es über Wochen nicht möglich, für ihn ein Visum zu erhalten.
Dankenswerterweise hat Daniel Künzler, ein freischaffender Künstler & Graphiker,
der bereits Graffitti und Wandbilder gemalt hat, nach den Entwürfen von Ganzeer
das Bild auf dem Kasernenareal ausgeführt.
watch & talk
Kann man an seinem Blick auf Theater arbeiten? Ja, das ist möglich. Das zeigte das
von Migros-Kulturprozent geförderte Format „watch & talk“ am Theaterfestival Basel.
Das einwöchige Diskussionsforum bot acht erfahrenen KritikerInnen aus sieben
Ländern die Möglichkeit, sich in einem professionellen Rahmen über die
eingeladenen Inszenierungen auszutauschen. Welche Rolle spielt der kulturelle
Hintergrund für die Rezeption? Wie reflektiert Theater soziale und politische
Prozesse? Wie schreibt man Besprechungen in einem sich verändernden
Berufsumfeld? Ist Theaterkritik auch eine Stilfrage? Unter der Leitung von Christine
Wahl (Berlin) und Andreas Tobler (Zürich) schärften die TeilnehmerInnen ausgehend
von diesen Fragen ihre Perspektiven.
watch & talk ist eine Zusammenarbeit von Theaterfestival Basel, Zürcher
Theaterspektakel, FAR° Festival des arts vivants Nyon und Festival Belluard
Bollwerk International Fribourg mit dem Koproduktionsmodell Prairie des Migros-
Kulturprozent

Vermittlungsprogramm und Workshops
Insgesamt haben 15 Schulklassen aus Basel-Stadt und Basel-Land das
Vermittlungsangebot des Theaterfestivals genutzt. Das Feedback auf Einführungen,
Workshops und Vorstellungen war durchweg positiv. Fünf Klassen erhielten die
Möglichkeit, in einem Workshop direkt mit den Künstlern von Gob Squad und Russell
Maliphant zu arbeiten. Ausserdem hat Helena Waldmann einen Workshop für
professionelle Tanzschaffende geleitet.
Weitere Informationen:
Die künstlerische Leitung lag bei Carena Schlewitt, Direktorin der Kaserne Basel. Die
Geschäfte für das Theaterfestival Basel führen Christoph Meury, Leiter des Theaters
Roxy Birsfelden und Thomas Keller, Geschäftsführer der Kaserne Basel.
Getragen wird das Festival vom Verein „Theaterfestival Basel“:
Jordy Haderek (Präsidentin), Thomas Gelzer (Vize-Präsident), Florence Brenzikofer,
Andi Steiner, Andreas Wenger, Roland Wetzel.

Dank
Das Theaterfestival Basel dankt für die finanzielle, materielle und ideelle
Unterstützung:
Swisslos-Fonds Basel-Stadt, Swisslos Basel-Landschaft, Ernst Göhner Stiftung,
GGG Basel, L. + Th. La Roche-Stiftung, Migros-Kulturprozent, Stiftung Edith Maryon,
Adam Mickiewicz Institute, Polnisches Kulturministerium, Heivisch, BVB, Arts Council
Tokyo, The Saison Foundation, Japan Foundation, Präsidialdepartement Basel-Stadt
Abteilung Kultur, Roche, Rimuss, Roser Furniere Holzwerkstoffe, Lachenmaier
Farben

Partner
Das Theaterfestival Basel dankt seinen Partnern und deren Teams für die sehr gute
Zusammenarbeit:
Kaserne Basel, Theater Roxy Birsfelden, Theater Basel, junges theater basel, Institut
Innenarchitektur und Szenografie.

Ausblick
Das nächste Theaterfestival Basel ist für 27. August bis 7. September 2014 geplant.
Für Nachfragen und Interviews stehen Ihnen Carena Schlewitt, künstlerische Leitung
und Thomas Gelzer, Vize-Präsident Verein „Theaterfestival Basel“, für weitere
Informationen steht Ihnen Franziska Castell unter Tel +41 61 6666 019, bzw. unter
presse@theaterfestival.ch jederzeit gerne zur Verfügung.

Theaterfestival 2102